Wie alles begann und wie es weiter ging – zur Geschichte der roten Milane

Ab 1991 – die Stammesgründung

Tja, wie fing es damals 1991 alles an? Ich kann mich noch gut daran erinnern am 15. Oktober 1991, dem vereinbarten Stichtag, in einer Klausur gesessen und auf einmal gemerkt zu haben: „Junge ab heute bist du Stammesführer!“ Diese so plötzliche Erkenntnis hatte natürlich eine Vorgeschichte.

Der Stamm Roter Milan ist ein Ableger des ehemaligen Stammes HOHE TANNE, als dessen Nachfolger er sich heute sieht. Im damaligen Stamm HOHE TANNE lief aber spätestens seit Beginn des Jahres 1991 nicht mehr alles so, wie einige wenige andere und ich uns die Pfadfinderei vorstellten. „Pfadfinderisch sein“ war in einigen Gruppen nicht mehr sehr angesagt. Hinzu kam, daß Sippenführer ihr Amt nicht ernst genug nahmen, der damalige Stammesführer Heinz Rettberg gesundheitlich schwer angeschlagen und ich als sein Stellvertreter mit gerade mal 18 Jahren nicht über genügend Erfahrung und Autorität verfügte um die Zustände kurzfristig zu verbessern und mich dabei auch überfordert sah. Immer wieder kam es zu Auseinandersetzungen, die weiter und weiter an Sachlichkeit verloren. Die Streitigkeiten erreichten auf der Bundesfahrt „un estate italiana“ in die Toskana ihren Höhepunkt. Menschliches Fingerspitzengefühl war – von welcher Seite auch immer – Mangelware in diesen Tagen. Sabine Mahnke und ich traten am Ende der Fahrt als stellvertretende Stammesführerin bzw. stellvertretender Stammesführer zurück. Nach einer Phase des Zweifelns beschlossen wir, das heißt unsere Roverrunde und die Sippe Grizzly, einen neuen Stamm zu gründen. Einen entscheidenden Schritt weiter kamen wir dann, als sich Kirstin bereit erklärte, mit ihrer und Sabines Sippe Maulwurf an der Stammesgründung mitzuwirken obwohl ihr dieser Schritt wegen ihrer Freundschaften unter den Zurückbleibenden damals sehr schwer gefallen ist. Nachdem wir Heinz von unserem Austritt informiert hatten, trafen wir uns bei ihm, um die Situation so friedvoll wie nur irgend möglich zu klären. Das Ergebnis dieses Treffens war die Aufteilung des ehemaligen Stammes HOHE TANNE in zwei Stämme unter dem gemeinsamen Dach des Horstes HOHE TANNE.

Als Stichtag für die Trennung wurde der 15.10.1991 vereinbart. Am darauffolgenden Freitag trafen sich die Rover und die Sippen Grizzly und Maulwurf zum ersten Stammestreffen in einem Klassenraum der Hauptschule. Dort berieten wir lange über einen Stammesnamen. In der engeren Wahl waren am Ende Roter Milan, Tuareg, Sigambrer, Kelten und Schwarzer Milan. In der anschließenden Abstimmung setzte sich der Rote Milan ziemlich klar durch und es herrschte noch viel schneller Einigkeit darüber, daß unsere Stammesfarben Rot und Grau sein sollten. Die erste Stammesführung bestand aus Sabine Mahnke (stv. Stammesführerin), Peter Merheim (Kassenwart) und mir (Stammesführer).

Die ersten Stammesfahrt führte uns über das Allerheiligenwochenende nach Beiert zu einem alten Lagerplatz in der Nähe der Teufelskiste. Bei endlosen Singerunden, Geländespiel, Lagerbauten etc. wurde der Grundstein für die nun wieder pfadfinderische Zukunft des Stammes Roter Milan gelegt. Nach dieser Fahrt eröffneten Benny Quirin und Alex Vey die Sippe Dachs, Anja Schneider die Meute Steppenwolf und unsere Stamm hatte bald circa 35-40 Mitglieder. Auf den folgenden Gauthing des Gaues Bergisches Land erfolgte die Anerkennung als Stamm und zur Weihnachtsfeier fuhren wir ins Fort XI nach Köln. Dort fand in einem dunklen Gewölbe unsere erste Versprechensfeier mit dem neuen Stammesbanner statt. So endete das Jahr 1991, das Jahr 1 unserer Stammesgeschichte.

Der andere Stamm des Horstes HOHE TANNE hatte sich zwischenzeitlich den Namen Aldebaran gegeben.

Die nächste Folge dieser kleinen Serie führt uns in das Jahr 1992 zum DPV Lager Wasgonia, zu Islands & Highlands, der Geburt eines Stammesliedes…

Euer Obi

Die Geschichte des Horstes Hohe Tanne

Ab 1977 – Wie die Pfadfinder nach Neunkirchen kamen – Die Geschichte des Stammes Hohe Tanne und der Beginn der Pfadfinder in Neunkirchen

Wie jede Bewegung braucht man eine Person oder mehrere Initiatoren, die sie zum Leben erwecken: Die Gründer des Stammes Hohe Tanne, als dessen Nachfolger sich der Stamm Roter Milan heute sieht, sind Karl-Heinz und Frauke Rettberg, die noch heute bei uns anzutreffen sind. Sie waren es, die 1977 den Grundstein legten und den Stamm Hohe Tanne bis zum Ende prägten.

Wenn man Heinz heute fragt, wie er denn auf die Idee gekommen sei, Pfadfinder in Neunkirchen zu gründen, holt er weit aus. Zur Widerlegung der allgemein gehegten Meinung, der Stamm Hohe Tanne wäre der erste Pfadfinderstamm in Neunkirchen gewesen, ist hier zu sagen, dass es in Neunkirchen lange Jahre zuvor einen Stamm der Pfadfinderschaft Sankt Georg gab. Ein Pater des ortsansässigen Antoniuskollegs der Salesianer Don Boscos gründete einen Pfadfinderstamm, den es aber irgendwann nicht mehr gab.

Wie alles anfing…
Heinz und Frauke Rettberg wanderten im Herbst 1976 mit ihren darmstädter Altpfadfinderfreunden durch den Odenwald. Unterwegs wurden sie in einer Jurte von jungen Pfadfindern mit einer Suppe beköstigt und mit fröhlichen Liedern unterhalten. „So etwas müssten wir für unsere Jungen Wolfgang und Clemens – damals zehn und zwölf Jahre alt – und deren Freunde auch haben“, dachten sich die Beiden.

Eine Idee war geboren!
Diese Idee wurde insbesondere von Frauke mit Intensität verfolgt. Verschiedene Kontakte zu Gruppen in der Umgebung, mit der Bitte, beim Aufbau einer neuen Pfadfindergruppe durch Entsendung von geeigneten Führern zu helfen, waren ergebnislos.

So kam es auch zu einem Gespräch im Büro des damaligen Deutschen Pfadfinderbund Westmark in Köln. Diesem Bund hatten sich viele Freunde aus Heinz ehemaliger Pfadfindervereinigung, dem Bund Deutscher Pfadfinder (BDP) angeschlossen. Dort entstand der Vorschlag, dass Heinz, aufbauend auf seiner ehemaligen Tätigkeit im Darmstädter Horst „Hohe Tanne“, mit dem Aufbau einer Pfadfindergruppe in Neunkirchen beginnen sollte.

Geliehene Zelte und Töpfe
So traf sich Anfang 1977, vor mehr als 35 Jahren – eine kleine Gruppe von Interessierten. Bei den Treffen unterhielt man sich über die Ideen der Pfadfinderei, übte Knoten und Waldläuferzeichen. Bei guter Witterung wurde das Erlernte auch bald in Neunkirchen und Umgebung angewandt.

Den Namen Hohe Tanne gaben sie sich in Anlehnung und Fortführung einer Tradition an Heinz früherer Pfadfindergruppe, aber auch, weil es zur Umgebung von Neunkirchen passte. Mit zunächst von Südhessischen Pfadfinderfreunden geliehenen Zelten und Töpfen nahmen die Mitglieder der Hohen Tanne bald an Fahrten und Lagern teil und lernten dabei andere Pfadfindergruppen kennen, in deren Kreis sie hineinwuchsen und geschätzt wurden.

Viele Menschen gingen durch die Hohe Tanne, die meisten stehen heute im Berufsleben und haben Familie. Wie viele es genau waren, von 1977 bis heute, vermag wohl keiner genau sagen. Vielen Dank an Frauke und Heinz Rettberg, die trotz anfänglicher Schwierigkeiten mit Kontinuität, Elan und Zuversicht die Pfadfinder in Neunkirchen aufgebaut haben.

Euer Pelle